Morgengrauen
Es gießt. In Strömen. Die Strecke von meiner Haustür bis zu meinem Auto beträgt genau zehn Meter und ich habe mich beeilt, aber trotzdem war ich patschnass und musste mich in der Firma unter dem Handtrockner im Bad erst einmal trockenlegen. Toll. Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass jetzt der Frühling an der Reihe ist, und nicht die Sintflut.
Die Sonne scheint. Jetzt schon! Bei herrlichen 12°C. Klar, der Wetterbutton spinnt sich wieder mal was komplett anderes zusammen, aber das kennen wir ja schon. Die Vögel lärmen dergestalt laut in den Bäumen vor meinem Büro, dass ich ihnen am liebsten den ganzen Tag lang zuhören möchte. Es riecht wirklich nach Frühling. Das ist MEINE Jahreszeit. Endlich.
Erfrischend war auch die Nacht: der Kater hielt endlich mal wieder die Klappe. Meine Androhung einer ambulanten, eigenhändigen Kastration und Entfernung der Stimmbänder muss wohl doch gewirkt haben...
Leider Gottes haben Eure Wünsche für einen entspannten Sonntag nichts genutzt. Die beste Freundin von allen, ihres Zeichens Vollblutitalienerin mit entsprechendem Temperament, hatte beschlossen, mal wieder gehörig rumzuzicken. Und ihre Laune an mir auszulassen. Der Grund? Ihr Gatte war in weiser Voraussicht ins Voralpenland geflüchtet. Ohne sie. Mit seinen Freunden. Und das stank der guten Frau mächtig. Ich beging natürlich den folgenschweren Fehler, ihr zu sagen, dass sie ihm doch auch mal seine Freiheit lassen solle. Ähm, der jüngste Tag kann kaum schlimmer sein als das, was mir nach dieser Äußerung blühte. Aber ich bin ja Kummer gewohnt - nach knapp zwei Stunden hatte ich sie wieder halbwegs beruhigt. Was bedeutet, dass sie keine akute Lust mehr verspürte, mir eine Vase an den Kopf werfen zu wollen...
Dieser Montag aber wird ein guter Tag, das fühle ich. Und WEHE, wenn nicht! ;-)
Der ganze Tag ist eine einzige Katastrophe. Meine Laune ist weit unter dem Nullpunkt und ununterbrochen findet sich jemand, der mich noch ein bisschen mehr zur Weißglut treibt. Mir geht nichts, aber auch gar nichts, von der Hand. Dinge, für die ich sonst zwei Minuten brauche, kosten mich heute fast eine halbe Stunde. Dazu klingelt ununterbrochen das Telefon, und der Hund ist heute auch quengelig. Außerdem hat er Azubinchens Brot aus ihrer Tasche geklaut und gefressen. *fauch*
Die bisherige Krönung: eine fünfköpfige Abordnung unserer türkischen Freunde stand händeringend vor mir. Ihnen sei so kalt und die Heizung funktioniere offenbar nicht. Ob ich nicht einmal nachschauen könne (man muss dazu erklären, dass das komplette Gebäude bis letztes Jahr uns gehörte und wir an die Türken verkauft haben)? Klar, kein Thema, ich habe zwar eine hellbeige Hose an, aber ich werfe mich mit Vergnügen und Kusshand hinterher im Keller unter die Gasheizung, montiere die Verkleidung ab und werfe sie für Euch an. Ich hab Euch ja auch bisher nur vier Mal erklärt, wie Ihr den Kessel wieder anschmeißen könnt. Und Euch auch nur vier Mal gesagt, dass Ihr ab und zu mal den Gasstand überprüfen und den Tank nicht immer komplett leerrattern sollt. Außerdem ist es meist ein sicheres Zeichen, dass der Tank leer ist, wenn Ihr in Eurem Gemeinschaftsraum die Eiszapfen von der Decke hängen seht. Ihr Helden! Aber nachdem jedesmal eine andere Delegation von Euch bei mir auftaucht, ist ja klar, dass sich immer wieder ein Trupp findet, der noch zu den Ahnungslosen zählt. Mensch, ich mag Euch wirklich, aber heute regt Ihr mich auf. Meine Hose ist reif für die Wäsche, und weil ich vermutlich in einer alten Ölpfütze gekniet habe, werde ich sie wohl besser gleich auf den Müll kicken. Aber Hauptsache, Ihr friert nicht mehr und diese blöde Heizung brummt. Bis der Tank dann wieder leer ist. Mal gespannt, wie lange es dauert, bis ich jedem Einzelnen von Eurem türkisch-islamischen Verein erklärt habe, wie man den Ofen anschmeißt! Waaah!!!
Ich weiß, ich habe mich rar gemacht. Asche auf mein Haupt. Dabei war's gar nicht meine Schuld. Die Magen-Darm-Grippe hatte mich voll im Griff. Ich weiß gar nicht, wann ich mich zuletzt so mies gefühlt habe. Selbst gestern und vorgestern, als ich zwangsweise schon wieder im Auslang war, war ich noch nicht auf der Höhe. Heute ist der erste Tag, an dem ich sagen kann: "Jepp, ich fühle mich halbwegs wieder wie ein Mensch."
Und weil ich ja wieder krabbeln kann, nutzten meine ach so netten Nachbarn mal wieder die Gunst der Stunde und hängten mir ihren Hund um den Hals. Das bedeutete mal wieder eine Nacht voller Hundeschnarchern und Katzenrandalen und eine Autofahrt ins Büro, die ihresgleichen suchen muss, weil's dem lieben Hund immer gar schlecht wird dabei.
Momentan liegt er unter meinem Schreibtisch und schubst sein Leckerli mit der Schnauze durch die Gegend. Er scheint keinen großen Appetit zu haben. Wie auch? Immerhin hat er ja vorhin schon zwei Katzenschüsselchen leergeräumt...
Meine Güte, was war das gestern für eine Heidenfahrerei. Die bundesdeutschen Autobahnen scheinen an manchen Tagen wirklich fast ausschließlich von LKWs und Menschen ohne Führerschein bevölkert zu sein. Alternativ von Rasern ohne Herrschaft über ihr Fahrzeug und ihre Reflexe, zumindest nicht in brenzligen Situationen. Selten sah ich so viele Autos mit quietschenden Reifen rechts auf die Standspur schießen. Vermutlich lag es am schönen Wetter. *kopfschüttel*
Lieber Herr Don, leider hab ich Deinen Mitbringselwunsch nicht erfüllen können, weil mal wieder keine Zeit war. ABER: Ich krieg die Dinger von meinem Kunden nachgeschickt. Das ist doch auch mal was, oder? *g*
So, jetzt verarzte ich hier mal alle mit Notfällen und dann hoffe ich, dass ich genügend Zeit finde,
Madame Elsas Fortsetzungen in aller Ruhe durchlesen zu können.
Heute Nacht, so gegen halb zwei, schreckte ich derart abrupt aus dem Schlaf hoch, dass ich dachte, mein Haus wäre unter mir eingestürzt. Aber nein. Als ich halbwegs klar denken konnte, begriff ich, dass mein Kater lauthals krakeelend vor meiner Schlafzimmertür gluckte. Wenn ich sage: "lauthals", dann meine ich eine Lautstärke, die man so einem zierlichen Vieh niemals zugetraut hätte. Die Trompeten von Jericho waren mit Sicherheit nichts gegen den Kater. Brüllen nutzte nichts, Kissen gegen die Tür werfen nutzte nichts, mit Wasser brauche ich es bei Sylvester erst gar nicht zu probieren, weil er Wasser liebt. Motzend schwang ich mich also aus dem Bett, diskutierte vor der Schlafzimmertür längere Zeit mit dem Vierfüßler und taperte wieder zurück in die Daunen.
Noch keine Stunde später knallten mir die Augenlider wieder auf. Da war ein Geräusch im Zimmer nebenan, das ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört hatte. Ich bin weder schreckhaft noch ängstlich, aber bei diesem Geräusch kam ich doch schon ins Grübeln. Irgendwann begriff ich, dass in besagtem Zimmer der Gasthund einquartiert war. Ich betrat seine heiligen Hallen und musste feststellen, dass der Hund so laut schnarchte, dass er vermutlich sämtliche Wälder der nördlichen Hemisphäre abholzte. Ich bin kein Hundekenner. Ich hatte keine Ahnung, dass Hunde so dermaßen laut schnarchen können.
Kaum war ich wieder eingedusselt, fiel den beiden Katzen ein, dass man ja mal eine Runde spielen könnte. Miteinander. Am besten Fangen, weil man dabei so toll mit viel Gepolter immer die Treppe hoch und runter rasen und an den jeweiligen Türen mit einem "KAWUMMMMM!" abbremsen kann. Jippieh!! Soll Frauchen ruhig merken, wie sehr uns dieser komische Hund in unserem Heim ankotzt... Zu diesem Zeitpunkt hatte ich geistig bereits kapituliert und mir drei Kissen über den Kopf gezogen. Und stand kurz davor, wieder einzuschlafen.
Doch dann kam die Zeitungsfrau. Und dem Hund waren die Geräusche gänzlich fremd. Was tut man also? Man bellt. Wollja. Laut und ausdauernd. Nein, da lässt man sich auch durch Leckerli, Drohungen oder sonstiges nicht beruhigen. Man bellt erst einmal eine Viertelstunde lang. Denn dann ist es halb fünf und Gastfrauchen ist maximal genervt. So sehr, dass sie anfängt, Wäsche zu bügeln.
Hat jemand mal Streichhölzer für mich? Ich kann meine Augen nicht offenhalten.
hat bei mir heute den Deppenalarm ausgerufen. Alles, was ich anfasse, geht in die Hose. Schlimm. Zuerst war ich amüsiert, dann genervt, dann stinkesauer und jetzt deprimiert. Außerdem schneit's schon wieder.
Aber: das Abendessen war superlecker, Herrn Don und dem vorgewärmten Wok sei Dank! Das Rezept reiche ich nach.
So, ich gebe jetzt mal weiter den weiblichen Don Quijote.
Morgens, in aller Herrgottsfrühe, wenn bei mir der Wecker klingelt (im Normalfall um 5:45 Uhr), passiert es manchmal, dass mir eine Worst-Case-Liste durch den Kopf schießt. So auch heute. Sie umfasste heute folgende Punkte des Grauens:
1. Kaffeepads leer
2. Katzen mit Verdauungsproblemen
3. keine leckere bretonische Butter mehr
4. Handyakku leer, Ladegerät unauffindbar
5. Schneefall
6. Glatteis
7. Heizung im Büro ausgefallen
8. mindestens zwei Krankmeldungen auf dem Schreibtisch
9. auch im Büro Kaffeepads leer.
Ich tröstete mich damit, dass es wohl so schlimm nicht werden könnte und schwang die Hufe aus dem Bett. Türe auf, und schon erklang ein holdes, mir allzu bekanntest Geräusch aus dem unteren Flur: die kotzende Katze Nr. 1. Zu meinem Glück blieb es bei Vorfall Nr. 1, der Kater teilt ja nicht ihre Angewohnheit, wahllos von der Grünlilie über Alufolie bis hin zu Teppichfasern alles in sich reinzustopfen. Ich setzte das erste geistige Häkchen hinter meine Liste und tappte noch halb blind in die Küche. Knöpfchen meines Lieblingskaffeefrischzubereitungswunderdertechnik drücken, Tasse drunter, Padsdöschen öffnen - zweiten Haken setzen, weil die Pads tatsächlich leer waren. Meine Augen rissen sich vor Schreck fast ohne mein Zutun auf, und ängstlich öffnete ich die Kühlschranktür. Aber HA!! Da war sie noch, die leckere Butter. Okay, der Tag schien doch nicht so mies zu starten. Der Akku meines Handys ächzte zwar tatsächlich übel, aber das Ladegerät hatte ich mich einem Handgriff. Hämisch grinsend zeigte ich meiner Worst-Case-Liste den gedanklichen Stinkefinger und verließ das Haus. Und erstarrte. Die Punkte Nr. 5 und 6 zeigten mir ihre hässlichen Fratzen. Als hätte es am Wochenende nicht schon genug geschneit, als hätten die zweieinhalb Stunden Schneeschippen am Samstag nicht gereicht, als wäre es nicht schlimm genug, dass meine komplette Familie auf irgendwelchen Bergen wohnt, aber ich der einzige Mensch mit einem adäquaten Fahrzeug bin, NEIN!! Da waren sie: Glatteis und Schneefall. Kerzengerade aufgerichtet, mit entnervt zusammengepressten Lippen und einer Laune weit unter dem Nullpunkt, suchte ich in den Heerscharen weißer Häubchen am Straßenrand nach meinem Auto (das erinnerte schwer ans Ostereiersuchen...) und tuckelte ins Büro.
Das ich in eisiger Kälte vorfand. Dank Punkt 7 auf meiner Liste.Dafür lagen nur zwei Krankmeldungen auf meinem Schreibtisch.
Vor mir steht jetzt die Dose mit den Kaffeepads. Ich nehme Wetten entgegen, wie viele Pads sich wohl darin befinden werden...
Anders kann das ja gar nicht sein. Denn der Wetterbutton zeigt zum ersten Mal überhaupt das korrekte Wetter an!! Jahaaa, es schneit hier gerade (what else?). Jahaaa, es hat -2°C. Gut, über die Sichtweite müssen wir uns noch unterhalten, ich kann nicht mal mein Auto auf dem Parkplatz erkennen, weil es so sehr flockt. Aber das sind ja Nebensächlichkeiten. Das sehe ich dem Button jetzt mal nach.
Frau Elsa, wie schaut's bei Dir aus? Mal wieder Nebel in Ancona?
Nachtrag:
Zu früh gefreut. Jetzt soll hier angeblich die Sonne scheinen. Es schneit aber immer noch.
wollte ich mich nur kurz wieder zurückmelden. Ich hatte Urlaub. Zwei unendlich lange Tage. So steht's zumindest im Kalender. Tatsächlich fiel natürlich ständig irgendein Chaot aus allen Wolken, weil seine Lieblingskummerkastentante (c'est moi) mal für zwei Tage offiziell abgemeldet hatte - und nervte so lange, bis ich eben doch mit dem großen Erste-Hilfe-Koffer auf der Matte stand um ihn zu verarzten. Manchmal kriegt man doch Mordgelüste...
Nochmal zu der netten Wetteranzeige: Derzeit zeigt das Ding Nebel an, erklärt mir was von einer Windstärke von 19 km/h und einer Temperatur von -1°C. Muhaha. Die Fakten sehen anders aus: wir haben hier blauen Himmel und es ist windstill. Und es hat mollige -3°C. Mal gespannt, womit es mich so im Laufe des Tages noch überraschen wird!