Exklusiv von Elsa Laska:

Counter

Aktuelle Beiträge

Mittlerweile ist da jemand...
Mittlerweile ist da jemand unterwegs...:) Ein paar...
Karla (Gast) - 4. Mai, 15:24
Tja, da muss wohl jeder...
Tja, da muss wohl jeder durch. Nicht gänzlich leicht...
Tanja (Gast) - 3. Dez, 10:39
Ich verfolge den Blog...
Ich verfolge den Blog so gerne. Wir sind noch nicht...
Klara (Gast) - 2. Nov, 11:40
erstmals is das leid/gedicht...
erstmals is das leid/gedicht von enzensberger....ich...
Boris Gillet (Gast) - 27. Mai, 14:03
*BLINZL*
*BLINZL*
Shania - 28. Jun, 17:13

Etappe 4 - Longyearbyen, Spitzbergen (Tag 7)

Nur vier Tage hatten sie für die Überfahrt durch die aufgewühlte See gebraucht, und selbst die Crew schien darüber erstaunt zu sein. Heute am späten Nachmittag würden sie auf Spitzbergen eintreffen. Er hatte sich wider Erwarten halbwegs an das stetige Auf und Ab des Schiffsrumpfes gewöhnt, gelernt, die zeitweilig aufkommende Übelkeit zu ignorieren und sich sogar ab und zu wieder an Deck getraut. Zwischen ihm und Sven, dem plappernden Matrosen, hatte sich so etwas wie eine leise Sympathie entwickelt. Er war täglich zu Franke gekommen, hatte seinen Schulterverband gewechselt und ihm vom Leben an Bord erzählt. So hatte Franke erfahren, dass anstatt der normalerweise 55 bis 60 Mann starken Crew bei dieser Fahrt nur 40 Mann an Bord waren. Allesamt Lohs Männer - die Männer des skrupellosen Großindustriellen, der Schuld an Frankes Misere war.

Franke lag in seiner Koje und ließ die letzten Wochen geistig Revue passieren. Mit welchem Feuereifer er sich an die Arbeit gemacht hatte, als ihm die Story über Lohs Imperium übertragen worden war! Die Aufgabe hatte ihn gereizt, und er hatte selten so gründlich und wie besessen recherchiert. Durch die halbe Welt war er geflogen um sich ein genaues Bild von Lohs einzelnen Konzernen zu machen. Mit mehr als 15 verschiedenen Managern hatte er gesprochen, Produktionsstätten besichtigt, tonnenweise Infomaterial über die Entstehung des Loh-Imperiums zusammengetragen und durchgeackert. Er war von Lohs Leistung beeindruckt. Dieser Mann hatte einen kleinen Schuhladen zuerst zu einer eigenen Schuhfabrik erweitert, dann zusätzlich eine Färberei aufgekauft und nach und nach so weit expandiert, dass er letztlich auch einen Chemiekonzern, mehrere Unternehmensberatungen, eine Schuhhandelskette sowie diverse Marketing-Unternehmen sein Eigen nennen konnte. Loh war ein knallhart kalkulierender Geschäftsmann, bei dem alles, was er anfasste, zu Gold wurde, und sein Erfolgsrezept war ebenso einfach wie brillant: konkurrierende, finanzschwächere Unternehmen kaufte er kurzerhand auf, setzte seine Leute auf die entsprechenden Positionen und steigerte in angsteinflößender Geschwindigkeit die Umsätze um ein Vielfaches. In zwei Tagen hätte Franke ein Interview mit Loh persönlich gehabt. Wider Willen musste er leise lachen. Dieses Interview würde er bekommen, aber unter gänzlich anderen Umständen, wie er sich gedacht hatte. Er hatte den Fehler gemacht, zu intensiv nachzuforschen, dem Ursprung von Lohs Reichtum zu sehr auf den Grund gehen zu wollen.
Eines Tages hatte er eine SMS auf sein Handy bekommen. Natürlich war sie von einem Prepaid-Handy verschickt worden, dessen Besitzer niemand herausfinden konnte, wie er von einem befreundeten Polizisten erfahren musste. Diese SMS hatte auf gewisse Weise sein Schicksal besiegelt. Die Botschaft war simpel: wenn er die sprichwörtliche Leiche in Lohs Keller finden wollte, solle er mit einer leeren SMS antworten. Er hatte sofort Frühlingsluft gewittert. Ein Skandal um den Saubermann Loh, das würde ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Titelstory bescheren, auf die er seit Monaten scharf war. Er schickte die leere SMS ab, und als er abends nach Hause kam, fand er einen dicken Umschlag ohne Absenderangabe in seinem Briefkasten. Wie sich herausstellte, beinhaltete der Umschlag seitenweise hochbrisante Informationen über Loh, unter anderem den Beweis dafür, dass er in seiner Färberei in Indien Kinderarbeit wissentlich duldete. Er schmierte in mehreren Ländern Behörden und umging so Auflagen wegen Nichteinhaltung der Sicherheitsvorschriften in seinen Betrieben und mogelte seine Produktionsbetriebe an einschränkenden Umweltauflagen vorbei. Und so ging es munter weiter, über Steuerhinterziehung bis hin zur Nötigung und Misshandlung kooperationsunwilliger Geschäftspartner. Und er, Franke, der Naivling, hatte sich Loh gewachsen geglaubt. Er hatte mit aller Vorsicht und Diskretion nachgeforscht und ausnahmslos alle Vorwürfe bestätigt gefunden. Außer seinem Chefredakteur, gegenüber dem er einen klitzekleinen Hinweis auf die Entwicklung der Story hatte fallen lassen, hatte er jedoch mit keinem Menschen über die Sache gesprochen. Und doch war Loh ihm auf die Schliche gekommen und hatte dann vor sechs Tagen die Falle gnadenlos zuschnappen lassen. Franke war sich bewusst, dass Loh mit Sicherheit sowohl sein Telefon hatte anzapfen lassen als auch seine E-Mails abgefangen hatte. Außerdem ging er davon aus, dass er ihn hatte beobachten lassen. Franke war dem Mann zu sehr auf die Pelle gerückt, und Franke hatte sich mit der effektivsten Methode revanchiert: er hatte Sandra entführt.

Ein Klopfen an der Tür der Kabine, dann betrat Sven den Raum: “Wir legen jetzt in Longyearbyen an. Schnapp Dir Dein Gepäck, im Hafen steht Lohs Jeep bereit, der Dich zum Firmensitz bringen wird.” Franke hob seinen Koffer auf und folgte dem Matrosen an Deck. Das Schiff lag bereits im Hafen und wurde gerade fest vertäut. Nur wenige Minuten später konnte Franke an Land gehen und erblickte sofort den silbergrauen Geländewagen mit der Aufschrift “Loh Enterprises”, der vor einem der großen Hafengebäude mit laufendem Motor auf ihn wartete. Er genoss für eine Sekunde den festen Boden unter seinen Füßen, dann holte er tief Luft und ging entschlossenen Schrittes auf das Fahrzeug zu.

Der Hafen von Longyearbyen
Longyearbyen
ElsaLaska - 4. Mai, 18:23

Sehr gut,

der Hintergrund der Story. Gefällt mir!

Trixiie - 4. Mai, 18:35

Ehrlich? Das macht mich jetzt wirklich unheimlich stolz, vor allem, weil das Lob von Dir kommt. Vielen Dank, liebe Elsa!!!

Trackback URL:
https://trixie.twoday.net/stories/1910618/modTrackback


Buntes Allerlei
Herzblattg'schichten
Hexenkueche
In 30 Tagen um die Welt
Morgengrauen
Strandgut
Tagesweisheiten
Trixie fragt (sich)
Viehzeugs
Wuselstories
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren